Motivationstraining für Jugendliche: Meister deines Lebens

Julian hat keinen Ausbildungsplatz, keinen Bock auf nichts und 5.000 Euro Schulden. Dann erzählt ihm ein Kumpel von den „Jugendtrainern“ in Prenzlauer Berg. Julian rafft sich auf und besucht das Seminar „Fit for Future“, obwohl er die Teilnahmegebühr von 125 Euro selbst aufbringen muss. Für ein Wochenende hat er damit den Sozialpädagogen Thomas Georgi zu seinem persönlichen Coach gemacht. Und der findet heraus, woher die Schulden kommen und wo Julians berufliche Interessen liegen könnten. In Gesprächen und bei Kletterübungen lernt Julian, sich seinen Problemen zu stellen und der eigenen Wahrnehmung zu vertrauen. Viel zu lange ist er widerwillig nur dem nachgegangen, was die Eltern von ihm erwartet haben. „Wir haben da einen Hebel bei Julian umgelegt“, schwärmt der ehemalige Streetworker von seinem erfolgreichsten Teilnehmer. Ein Jahr später hat Julian nicht nur einen festen Job sondern auch 5.000 Euro plus auf dem Konto. „Normalerweise können sich nur Manager und Spitzensportler einen Motivationstrainer leisten“, sagt Georgi, „aber wir bieten Coaching für die an, die das viel dringender brauchen.“ Jedes Jahr beraten er und seine Frau Olga um die 100 Jugendliche zwischen 15 und 27 in Einzelgesprächen und Seminaren. Die Jugendlichen sollen lernen, ihre persönlichen Ziele zu verwirklichen, ob im Beruf, in der Partnerschaft oder im Umgang mit Geld. „Viele haben eine schlechte Meinung von sich, sehen sich als den ewigen Looser“, beschreibt Georgi seine Kundschaft. Es ist die deutsche Krankheit, die schon Jungs und Mädels lähmt: Sie machen sich zum Opfer einer feindlichen Umwelt. Nicht sie, sondern die anderen seien schuld an ihrer miesen Situation. Die häufig unbewusste Einstellung wirkt wie eine selbst erfüllende Prophezeiung: Wer mit einer negativen Einstellung zum Vorstellungsgespräch kommt, kriegt den Job auch nicht. Georgi macht den Jugendlichen klar: „Du bist der Meister deines Lebens.“ Das habe nichts mit Gehirnwäsche zu tun, denn wer will, könne so weitermachen wie bisher. „Aber wir sagen: Was auch immer Du tust oder nicht tust hat Konsequenzen, mit denen du leben muss.“ Die meisten Teilnehmer haben zwei Wochen nach dem Seminar einen Job, behauptet Georgi, „weil sie anders losgehen, sich anders präsentieren.“ Die Teilnahmegebühr sei dabei kein echter Hinderungsgrund, denn wer Geld für Zigaretten oder Markenturnschuhe aufbringt, der könne auch mal etwas in die eigene Zukunft investieren, meint der Jugendtrainer. Und wenn sich einer das Geld für den Seminarbesuch vom Munde abspart, dann stimme auch die Motivation. Oliver Numrich

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