Unvollendete Gedanken zum perfekten Leben

Man will alles perfekt machen, das lernt man von Anfang an: Gute Noten nach Hause bringen, artig und höflich sein zu den Eltern und überhaupt gegen jedermann, gesund ernähren, die Ausbildung abschließen, langfristige Beziehungen, am besten mit Trauschein, aber vorher austoben, vorbildliche Partner, mit denen man Konflikte auslebt, statt sie zu zu kleistern, dabei an sich arbeiten, aus Krisen lernen, besserer Mensch werden. Man will jede Sekunde des Lebens optimal erleben, flexibel sein und doch beständig, Klavier üben, zum Sport gehen, mit Freunden Kochen und Rotwein trinken, alle wichtigen Zeitungen und die richtigen Bücher gelesen haben, weiterhin zu jedermann höflich sein und den Partner nicht einengen, wach und offen für Neues bleiben, jede Schwingung, jede Gefühlsregung zulassen, nicht in Trott geraten, ein bisschen Geld fürs Alter beiseite legen, aus allen Fehlern lernen, seine Rechnungen und die Steuer immer pünktlich bezahlen, sparen für die Not, aber sich auch mal was gönnen, seine Arbeit gut machen, aber auch mal feiern. Sich nicht hetzen, nicht stressen, nicht ärgern und über die kleinen Missgeschicke des Lebens großzügig hinweg sehen. Die großen Momente im Leben tief aufnehmen, auf Lunge einatmen, drin behalten und genießen. Was schlecht war milde vergessen, wenn die Zeit gekommen ist, möglichst brav ohne Murren abtreten und dankbar in den Sarg kriechen. Deckel drauf. Tschüß, war nett. Keine Probleme gemacht, nicht mir, nicht den anderen. Leben wie Sterben mit Zwei plus gemeistert.

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