Sechs Sachsen auf einen Streich: Gemeinsam vom Schul- zum Rettungssanitäter

In der Schule läuft das normalerweise so: Die Lehrer erklären, wie die Welt funktioniert, und die Schüler lernen das – oder auch nicht. Im Gymnasium von Marienberg im Erzgebirge war es kürzlich genau umgekehrt: Die Schüler zeigten dem Kollegium, wie Erste Hilfe geht. Seit drei Jahren wird der Sanitätsdienst am Marienberger Gymnasium von den Schülern sichergestellt und die haben kürzlich ihren ersten Ferientag geopfert, um die jährliche Pflichtfortbildung des Lehrkörpers in Erster Hilfe höchstpersönlich zu übernehmen.

„Es ist niemand durchgefallen“, fasst Fabian Möpert das Ergebnis gnädig zusammen, „aber keiner wusste, dass es neue Richtlinien für die stabile Seitenlage gibt.“ Der Siebzehnjährige ist von Anfang an dabei. Damals kam Christiane Bräuer, die ehrenamtlich für die Johanniter in Erster Hilfe ausbildet und nebenbei die sächsische Reiterstaffel anführt, zu Besuch in die Schule und stellte in der Aula die Schulsani-Idee vor. „Ein Freund von mir war kurz zuvor von einem LKW angefahren worden und keiner wusste damals, wie man ihm helfen konnte“, erinnert sich Fabian, „und da erschien mir und meinen Kumpels so eine Sanitätsausbildung ganz vernünftig.“ Auch für sich selbst fand Fabian eine Grundausbildung in Erster Hilfe sinnvoll, schließlich macht er viel Berghsport, klettert und wandert gern, und da kommt es schnell Mal zu Abschürfungen oder einem umgeknickten Fußgelenk. Am Ende hat sich seine ganze Clique, rund ein Dutzend Schüler, eingeschrieben und alle zwei Wochen mit Ausbilderin Bräuer getroffen, um das Grundwissen in Erster Hilfe zu erlernen. „Die Prüfung haben fast alle gemacht, die am Anfang auch zugesagt haben“, sagt Fabian, obwohl im Laufe der Zeit ein paar aus Zeitgrünen aufgegeben hätten. Doch die Kerntruppe blieb erhalten. Und zu der ist mittlerweile auch eine zweite Sanitäter-Generation hinzugekommen, die von Fabian und seinen Mitstreitern selbst ausgebildet wurde. „Die vier neuen kannten wir anfangs nur vom sehen, aber mittlerweile unternehmen wir was zusammen, gehen ins Kino oder so.“ Sechs von den „Alten“ – neben Fabian auch Michael, Tim, Mike, Carolin, Sarah mit H und Sarah ohne H – wollen demnächst sogar die Ausbildung zum Rettungssanitäter in Angriff nehmen. Damit geht fast ein ganzer Jahrgang geschlossen in die Sanitätsausbildung über! „Ich find’s gut, dass ich dann mit meinem Abi gleichzeitig eine erste Berufsausbildung habe, mit der ich nebenbei auf dem Rettungswagen mitfahren kann“, sagt Fabian, „das ist zwar nicht die Hauptmotivation, aber ein angenehmer Nebeneffekt.“ Ihren nachhaltigen Lernerfolg kann sich Ausbilderin Christina Bräuer selbst nicht recht erklären: „Das hängt davon ab, wie man die Truppe motiviert und wie die Leute zusammen arbeiten. Aber wie ich das mache, kann ich auch nicht sagen. Das hat sich einfach so ergeben.“ Oliver Numrich

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