Twenü: Restaurant 44 lädt junge Gourmets zum Kosten ein

„Und wie isst man das jetzt?“ Hannes guckt abwechselnd auf das Kunstwerk auf seinem Teller und die vielen Messer, Gabeln und Löffelchen daneben. Chefkellner Ilja Schierz, der jeden Gang ansagt, legt die Hände ineinander und erklärt geduldig, dass jetzt der kleine Gourmet-Löffel zum Einsatz kommen könnte. Die Publizistik-Studenten Hannes Luckner, 26, und Thanh-Van Tran, 29, sitzen heute Mittag mal nicht in der Mensa, sondern im Restaurant 44 von Haute-Cuisine-Koch Time Raue, um ein außergewöhnliches Angebot zu testen: Das Twenü.

So nennt sich das Drei-Gänge-Feinschmecker-Menü inklusive korrespondierender Weine, Wasser, Amuse bouche, Zwischengang und dem Espresso danach, für Twens, also alle unter 30. Es kostet 47,- Euro pro Person – ein Preis, den auch Studenten mal berappen können und auf den das Nobelrestaurant draufzahlt. Denn Tim und Marie-Anne Raue wollen junge Leute einladen, mal was Neues auszuprobieren und auf höchstem kulinarischem Niveau zu lustwandeln. Das beginnt für die beiden glücklichen Tester mit einem roséfarbenen Champagner-Aperitif, in dem eine marinierte Hibiskusblüte taucht. Parallel kommt der obligatorische Gruß aus der Küche: Baliklachs mit Gin-Gelee und Kaper auf dem Löffel, in den Hummerfonds mit exotischen Früchten und das herzhafte Kürbis-Aijoli kann man die hauchdünnen Brot-Röllchen dippen, die mit Mohn, Sesam oder Kreuzkümmel bestreut sind. „Prima“, findet Hannes das ungewöhnlich leichte Gebäck, weil es ein guter Träger für die Dipps sei, ohne den Geschmack zu stören oder zu sättigen. Es folgt die eigentliche Vorspeise „Dattelsalat mit Zitrone, Minze, Gurke und Granatapfel, dazu Gamba-Haschée“ zusammen mit dem ersten Wein, einem leichten Rosé Saignér vom Weingut Markus Schneider. Ilja Schierz erklärt den angehenden Publizisten, dass möglichst alles zusammen im Mund landen soll, damit die Komposition aufgeht. „Ich bin überrascht“, sagt Thanh-Van, „dass einem alles so nett erklärt wird.“ Der Service sei überhaupt nicht steif und abgehoben, wie sie es erwartet hätte, sondern locker und kompetent. Andererseits sind beide Testpersonen auch schon leicht beschwippst, als mit dem Hauptgang der zweite Wein nachgeschenkt wird. Der schwere 2004er Merlot  namens „Aia“ kommt aus Petra auf Mallorca und passt zum Filet vom Pata-Negra-Schwein. Aufregend ist die Begleitung: ein Schichtsalat aus glacierten Birnen mit Kreuzkümmelhonig und Sobrassa-Blätterteig. Sobrassa ist diese leckere fette mallorcinische Mettwurst, die verrät, dass das ganze Menü von einem Urlaub inspiriert ist, den Raues kürzlich auf Mallorca verbrachten. Es folgen noch ein supersaures Sorbet, geröstete englische Teekuchen mit Safraneis sowie ein Schwung Pralinen aus der hauseigenen Patisserie. „Es war toll, satt bin ich auf jeden Fall geworden“, sagt Hannes und hofft, bald mal einen besonderen Anlass zu finden, zu dem er wieder kommen kann. Denn für einfach mal so zu Mittag, sei es ihm dann doch zu teuer. Thanh-Van findet vor allem den vielen Alkohol zur Mittagszeit problematisch, „jetzt könnte ich nicht mehr lernen.“ Außer dem Safran-Eis hat ihr aber alles super gut geschmeckt. „Vielleicht bin ich das nächste Mal auch etwas experimentierfreudiger, wenn ich selbst wieder was koche“, sagt sie, „aber auf jeden Fall komme ich abends noch mal wieder, wenn man auf den beleuchteten Ku’damm gucken kann.“ Oliver Numrich

Restaurant 44
Im Swissôtel
Augsburger Strasse 44
10789 Berlin
Telefon 220100
http://www.swissotel.com

1 Kommentar

  1. Hallo!

    Für das TWENÜ werden tatsächlich 59 EUR p.P. fällig.
    Auf der Rechnung zum „TWENÜ-Geschenkgutschein 2009“ werden 49,58 EUR netto + 9,42 EUR MwSt aufgeführt.
    Hatte den Gutschein über die Hauptseite http://www.jeunes-restaurateurs.de angefordert und dort wird überall angegeben, das TWENÜ würde 47 EUR p.P. kosten, daher war ich über die letztliche Rechnung schon sehr verwundert und auch verärgert.
    Ich finde das müsste fair und ehrlich angegeben werden. Gerade für die Zielgruppe des TWENÜ ist eine solche Preisdifferenz meist wohl nicht unerheblich.
    Da beim Gutschein nicht abgebucht wird, sondern überwiesen werden muss bleibt es letztlich jedem frei, ob er den Preis akzeptiert.
    Keine Ahnung wie es sich bei Bezahlung direkt im Restaurant verhält.

    Trotzdem guten Appetit!

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