Rattenfänger: Expo Guide verschickt Abzockbriefe aus Mexiko

Plakat 650 Jahre Rattenfänger in Hameln
Rattenfänger von Hameln (Plakat aus den 1930er Jahren)

Das Anschreiben an meine Firma mit dem Briefkopf der „Reed Exhibitions / Moderner Staat Berlin“ sieht harmlos aus: Unter dem Datum steht „Status: nicht geprüft“, darunter das Betreff „Datenkontrolle / Ablauf der Gültigkeit“, dann der unspektakuläre Text: „Ihre aktuell gespeicherten Daten entnehmen Sie bitte dem beiliegenden Formular… Aktualisierung im Ausstellerverzeichnis… nach erfolgter Änderung und Freischaltung wird ihr kostenloser Eintrag angezeigt und im Suchergebnis vorgereiht…“

Auf einem gesonderten Blatt ist ein Formular: Nur schnell die eingetragenen Angaben prüfen und abschicken, denke ich mir. „Wir führen Ihren bis dato kostenlosen Eintrag unter folgender Veranstaltung“ heißt es über den Angaben. Richtig, ich erinnere mich, ich war mal auf der Messe „Moderner Staat“, die von Reed Exhibitions veranstaltet wurde – die haben mich noch im Verteiler, alles klar.

Als ich schon angesetzt habe, einen Fehler im Formular zu korrigieren, lese ich doch noch mal das Kleingedruckte weiter unten. Und jetzt kommt’s: Das Ganze ist ein Auftrag für den Eintrag in den „Expo Guide“ ein Onlineverzeichnis unter http://www.expo-guide.com zum Preis von sage und schreibe 1.271,- Euro pro Jahr bzw. sein Äquivalent in mexikanischen Pesos. Laufzeit: 3 Jahre, danach automatische Verlängerung, wenn nicht per Einschreiben nach Mexiko drei Monate vor Laufzeitende schriftlich gekündigt wird. Es gelte mexikanisches Recht. Messeveranstalter Reed Exhibitions stellt klar, dass sie damit nichts zu tun haben. Offenbar wertet Expo Guide einfach die Verzeichnisse von Messen aus und kopiert die Daten.

Unter dem Namen der Messe und dem Veranstalter steht noch der infame Hinweis: Die Nennung der Messe oder Ausstellung dienst ausschließlich informativen Zwecken zu Gunsten des Markeninhabers, ohne das Urheber- oder Markenrecht zu verletzten“. Dabei liegt noch ein frankierter Rückumschlag, der allerdings nicht nach Mexiko adressiert ist, sondern als Empfänger ein Postfach in einer unverdächtigt klingenden hessischen Kleinstadt nennt. Zwar gibt es ein Onlineverzeichnis unter der genannten Webadresse, aber für den bloßen Eintrag meines Unternehmens ein derart hohen Preis über drei Jahre zu verlangen unter miesen Kündigungsbedingungen aus Deutschland ist in meinen Augen unverschämte Bauernfängerei.

2 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Numrich,

    als Projektleiter von Moderner Staat kann ich sagen:
    ja, es ist Abzocke, und nein, wir haben nichts damit zu tun. Fast alle Messen leiden unter dieser Masche. Es tut mir sehr leid, dass es Sie nun auch getroffen hat, leider laufen hier rechtliche Schritte unsererseits auch ins Leere. Hier der offizielle Text dazu:

    Liebe Aussteller,

    Wir möchten Sie vor der Organisation Expo Guide warnen. Expo Guide zielt auf Unternehmen ab, die sie in öffentlichen Messedatenbanken als Aussteller ausfindig machen.

    Expo Guide bietet die Listung in einer Online-Datenbank an. Die Schreiben von Expoguide sind so aufgemacht, dass der angeschriebene Aussteller beim flüchtigen Lesen meint, es handele sich um Post seines Messeveranstalters oder um einen kostenfreien Eintrag in ein Ausstellerverzeichnis. Dem Schreiben wird ein Formular mit den Basisdaten des Ausstellers und der Bitte um Korrektur beigefügt. Durch eine Bezugnahme auf die anstehende Messe wird suggeriert, dass bereits eine Geschäftsbeziehung besteht. Die Höhe der Eintragungskosten ergibt sich nur aus dem Kleingedruckten und beträgt jährlich 1271 Euro.

    Nähere Informationen für betroffene Aussteller, die versehentlich einen Eintragungsauftrag unterschrieben haben, sind erhältlich beim AUMA (weitere Informationen: http://www.auma.de/_pages/d/16_Download/download/Rechtsinformationen/Infoblatt_Ausstellerverzeichnisse_AUMA.pdf)

    Reed Exhibitions arbeitet in keiner Weise mit Expo Guide zusammen und wir haben dieser Organisation nicht erlaubt, unseren Namen oder unsere Markenzeichen auf ihren Mailings zu verwenden.

    Wir raten allen Ausstellern im Umgang mit diesem und ähnlichen Unternehmen sehr vorsichtig zu agieren. Solche Unternehmen schädigen das Image und den Ruf der Messe- und Ausstellungsbranche erheblich.

    Danke!

  2. Diese Abzock-Methode wird schon seit mehreren Jahren (!) bei Teilnehmern der WOMEX (WorldMusic Expo) angewandt. Ähnlich wie die Nigerianischen Geld-Überweisungs-Briefe kann man nur immer weiter warnen.

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