
Palmöl hat den Ruf, nicht nachhaltig angebaut zu werden. Die Süßwarenindustrie setzt deshalb auf die Zertifizierung von fair angebautem Palmöl resp. Palmfetten und die Überwachung der Lieferketten (siehe mein Artikel dazu hier).
Doch nun ist noch ein zweites Problem mit Pflanzenfetten dazu gekommen: Sie sollen auch ungesund sein: Eine Untersuchung der Europäischen Lebensmittelbehörde hat Anhaltspunkte dafür gefunden, dass bei der Gewinnung von Pflanzenölen wie Palmöl Glycidylester und 3-MCPD entstehen können, welche in bestimmten Mengen konsumiert gesundheitsschädlich sein können. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung hat diesen Bericht eingeordnet und schätzt die Lage folgendermaßen ein…
- Die Stoffe 3-MCPD, 2-MCPD und Glycidyl sind in raffinierten pflanzlichen Fetten und Ölen enthalten und am meisten in Palmölen.
- Entsprechend sind diese Stoffe auch in den Produkten enthalten, in denen Pflanzenfett verwendet wird, wie insbesondere Margarine, Fertigprodukten, Backwaren und Säuglingsmilchnahrung.
- Aus Tierversuchen weiß man, dass bestimmte Mengen dieser Stoffe das Krebsrisiko erhöhen.
- Die gerade noch zu tolerierende Menge dieser schädlichen Stoffe wird bei Kindern und Jugendlichen schon bei durchschnittlich hohem Verzehr entsprechender Nahrungsmittel zum Teil überschritten, eine deutliche Überschreitung findet sich bei Säuglingen bis drei Jahren, die nicht von der Mutter gestillt werden, sondern ausschließlich industriell mit Pflanzenfett hergestellte Babymilchnahrung erhalten.
Mit anderen Worten: Für Babys und Kinder, die viele Pflanzenfette zu sich nehmen, bestehen Gesundheitsrisiken. Interessant find ich dabei, dass manche Unternehmen die unerwünschten Stoffe reduzieren können, indem sie eine schonende, unter 200 Grad Celsius heiße Raffination der Fette vornehmen.
So hat die Stiftung Warentest bei einer Untersuchung verschiedener Nuss-Nougat-Cremes ausgerechnet in Nutella von Ferrero, das mit Palmöl hergestellt wird und dafür u.a. Italien stark kritisiert wurde, nur ganz geringe, unproblematische Spuren dieser Stoffe gefunden.
Ein Konkurrenzprodukt mit Sonnenblumenöl dagegen war so belastet, dass es beim Test durchfiel. Stiftung Warentest sagt dazu: „Palmöl ist also nicht per se krebserregend. Die Hersteller sind gefragt: Ein schlecht raffiniertes Sonnenblumenöl kann durchaus stärker mit Fettschadstoffen belastet sein als ein gut raffiniertes Palmöl.“
Allerdings weisen die Verbraucherschützer auch darauf hin, dass Palmöl aus ernährungsphysiologischer Sicht wegen seines hohen Anteils an gesättigten Fettsäuren nicht optimal ist – gesünder seien Raps- und Olivenöl. Nun ist die Frage, welcher Verbraucher das Ziel hat, sich mittels Süßigkeiten mit gesunden Fetten zu versorgen…? Ich denke, diese gesunden Fette wird man tendenziell eher über andere Speisen aufnehmen.
Ich empfehle daher, erst nach einen mediterraner Thunfischsalat mit vielen Vitaminen und ungesättigten Fettsäuren eine reichlich beschmierte Nutella-Stulle zu verspeisen!

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