Johanniter kann man trinken! Glauben Sie nicht? Noch nie was vom Johanniter-Starkbier gehört? Oder vom „Augen-Wasser“? Na, den Johanniter-Wein werden Sie wohl kennen! Doch woher hat er seinen Namen? Wo ist eigentlich die „Johanniter Quelle“? Und was hat Bruder Adolf mit all dem zu tun? Eine kritische Untersuchung des Johanniter-Getränkeangebots zeigt: Nicht alles, auf dem das achtspitzige Kreuz prangt oder Johanniter draufsteht, hat auch etwas mit der christlichen Hilfsorganisation zu tun.
„Nein, es gibt keine Verbindung zu den Johannitern“, die Pressesprecherin klingt genervt: Margonwasser aus dem sächsischen Müglitztal bei Meißen hat also nichts mit den Johannitern zu tun. Wie und warum das Johanniterkreuz vor genau 100 Jahren, 1903, auf das Etikett der Wasserflasche kam, kann sie auch nicht erklären. „Aber wir kriegen häufig Anfragen dazu.“ Offenbar nicht häufig genug, um der Sache einmal auf den Grund zu gehen. Vermutlich wollte Firmengründer und Quellen-Entdecker Gottfried Moritz Gössel die medizinischen Qualitäten des Wassers aus der „Augen-Quelle“ mit dem achtspitzigen Kreuz der Johanniter unterstreichen. Der „Mycologe” (Pilzkundler) war von der heilenden Wirkung seines „Kur- und Tafelwassers“ überzeugt. Ein anderes Wässerchen trägt zum Symbol auch den Namen stolz im Etikett: die „Johanniter Quelle“. Sie gehört zur nordhessischen Wilhelmsthaler Mineralbrunnen GmbH, die wiederum eine hundertprozentige Tochter der Hassia & Luisen Mineralquellen ist. Der Name „Johanniter Quelle“ ist in Bad Wildungen entstanden. Hier befand sich um 1350 ein Johanniter-Bruder „Adolf“ gegründetes Hospital. 1919 wurde nahe dem Gelände des ehemaligen Johanniter-Hospitals eine Mineralquelle erschlossen, die im Gedächtnis an die Arbeit der Johanniter den Namen „Johanniter Quelle“ erhielt. Wegen der großen Nachfrage wurde Ende der 1970er Jahre die Quelle in Bad Wildungen versiegelt und im Nahe gelegenen Calden eine zweite gebohrt, für die der traditionsreiche Name übernommen wurde. Das Wasser ist reich an Magnesium, Calcium und Hydrogencarbonat. Neben klassischem und stillen Mineralwasser gehörten mittlerweile auch exotische Wellness-Getränke wie „Johanniter Holunderblüte“ oder „Apfel Traube“ und Sportgetränke wie „Johanniter Iso-Sport“ zum umfangreichen Sortiment der „Johanniter Quelle“. Wenn bei einem Tag der offenen Tür, einer Presse- oder einer Vorstandskonferenz einmal Johanniter-Wasser auf dem Tisch stehen soll, dann wenden Sie sich unter der Telefonnummer 05677-799910 direkt an Herrn Wolfgang Junker von der Johanniter-Quelle.
Doch auch Alkoholisches heißt Johanniter. Wie der Wein. Ja, es gibt tatsächlich eine Rebe mit Namen „Johanniter“. Ihr Wein schmeckt fruchtig, ähnelt dem Riesling. Nach Recherchen des AKTIV geht sie auf eine Kreuzung von Ruländer, Gutedel, Riesling und Seyve Villard durch das Forschungsinstitut Freiburg in Breisgau im Jahre 1968 zurück. Der Sortenname hat allerdings nichts mit Johannitern oder Orden zu tun, sondern ist eine Reverenz an den Züchter am Freiburger Weinbauinstituts: Dr. Johannes Zimmermann. Johannes also – nicht falsch und doch daneben. Immerhin besitzt die Sorte eine hohe Resistenz gegen falschen und echten Mehltau. Super. Johanniterwein kommt zum Beispiel von der Burg Wildeck. Die staatliche Lehr- und Versuchsanstalt in Weinsberg in Baden-Württemberg bewirtschaftet seit 1979 Rebflächen in verschiedenen Versuchsbetrieben nach den Richtlinien für ökologischen Anbau. Dieser Wein kann als originelles Geschenk auch über den Johanniter-Shop bestellt werden. Eine echte Rarität sind Etiketten des Johanniter-Starkbiers von der Berliner Kindl-Brauerei, die der AKTIV-Redaktion vorliegen. Denn dieses Bier wird nicht mehr produziert. Die Brauerei, Abteilung „Brandmanagement“, schreibt dazu auf Anfrage: „Das Starkbier wurde um 1950 in den Markt eingeführt. Die Namensfindung lehnte sich an Johanniterorden an, das Etikett zierte ein freundlich (wohl eher bierselig? on) blickender Ordensbruder.“ Die Verbindung zum Biertyp Starkbier liege nahe, behauptet der Markenverwalter, da bekannt und historisch nachgewiesen sei, dass die Mönche in Klöstern insbesondere während der Fastenzeit regelmäßig Starkbier als Grundnahrungsmittel zu sich nahmen. „Insofern stellte der Johanniter eine Bockbiermarke dar, die mit einem Augenzwinkern an diese Tradition erinnern sollte.“ Weil die gesamte Marke Berliner Kindl, darunter auch das Johanniter-Starkbier, in den letzten Jahren unter Absatzproblemen litt, stellte die Brauerei 2002 die Spezialität „vorerst“ ein. Das „vorerst“ verspricht Hoffnung. Wer weiß, vielleicht erwerben die Johanniter zur 1.000-Jahr-Feier 2099 ja die Rechte und schmeißt eine Runde… Oliver Numrich
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