So würde Bahnfahren besser

Nachdem ich kürzlich wieder mit der Bahn gefahren bin, möchte ich hier 10 Vorschläge machen, wie die Bahn ihre Attraktivität steigern könnte. Einige davon wären ohne viel Geld umzusetzen und würden nur etwas Godwill, Vernunft oder Engagement bei den Verantwortlichen erfordern. Aber gerade das sind offfenbar die kostbarsten respektive seltensten Güter bei Bahnvorständen…

  1. Espresso anbieten statt Filterkaffee – am besten in Kooperation mit einer Kette wie Caras oder Einstein
  2. Bei der Sitzplatzreservierung die Fahrtrichtung berücksichtigen, so dass der Fahrgast (wenigstens bis zu einem Fahrtrichtungswechsel) einen Platz asuwählen kann, der seinem Fahrtrichtungswunsch entspricht. Dadurch würden auch die reserrvierten Plätze besser auf den gesamten Zug verteilt – im Moment ballen sich alle Reservierungen in einem Teil des Zuges.
  3. Durchsagen beschränken auf die Ansage des nächsten Bahnhofs in Deutsch und Englisch, am besten vom Band oder durch prominente Vertreter des nächsten Halts, zum Beispiel des Bürgermeisters oder des Landesherren. Delmenhorst sollte von Sarah Connor angekündigt werden usw.. Weitergehende Infos werden im Einzelfall mündlich vom Schaffner gegeben, aber nicht mehr komplett durchgesagt, um die Nerven der Reisenden zu schonen.
  4. Die alten Abteilwagen, die in leicht modernisierter Form noch immer in der 1. Klasse von IC zu finden sind, gehören ausgemmustert. In ihren viel zu niedrigen, viel zu weichen breiten Sitzen, die an alte Omasofas erinnern, kann kein normaler Mensch bequem und rückenfreundlich sitzen. Außerdem ist die Belüftungsanlage schlecht positioniert und die Lautsprecher lassen sich nicht vom Fahrgast regulieren, weshalb die Durchsagen meist viel zu laut durch das Abteil dröhnen.
  5. Die in manchen ICE vorhandenen Videoscreens sollten an einen TV-Sender verpachtet werden, der das dann täglich oder wenigstens zweitäglich mit 8 Stunden unterschiedlichen Inhalts füllen muss. Dafür darf er bis zu 50% Werbung unterbringen.
  6. In der Bahn muss es endlich auf allen Plätzen kostenlos W-LAN (Wi-Fi) geben. Selbst in polnischen Zügen klappt das schon. Die deutsche Bahn ist zu verschnarcht, um die Bedeutung zu erkennnen.
  7. Die Bahn muss bei ihren Fernzügen eine Pünktlichkeit (+/- 5 Minuten) von 95% anstreben und dafür ggf. auch mehr Geld ausgeben. Aber die Würdigung der Pünktlichkeit entspricht nicht nur dem Bild, das Ausländer von Deutschland haben, sie entspricht auch dem Bedürfnis der Bahnkunden.
  8. Die Zugänge zur ersten Klasse sollten besser vor Durchquerern (gerade in Kopfbahnhöfen wie Frankfurt am Main), Spaziergängern und Zeitungsmopsern geschützt werden, zum Beispiel indem die Schaffnerverschläge direkt am Zugang postiert sind.
  9. Das Management des Mikroklimas in den Zügen muss besser werden. Im Winter sind sie überheizt und stickig, im Sommer tendenziell überkühlt. Es sollte eine Temperatur gewählt werden, die sich am Mittel der für Männer und Frauen langfristig angenehmen Sitztemperatur orientiert. Eine minimale Regulierung sollte vom Schaffner vorgenommen werden können, wenn ein Wagon geringer oder stärker besetzt ist. Kurz vor der Einfahrt in Bahnhöfe sollte eine Durchlüftung mit Frischluft erfolgen, die zu einer kurzfristigen Annäherung an die Außentemperatur führt, damit für Einsteigende (die im Winter zudem zunächst mit warmer Kleidung eintreten und zum Platz finden müssen) der Kontrast weniger auffällig ist und sie nicht in „miefige“ Züge einsteigen müssen.
  10. Auf Bahnhöfen müssen gerade für die Winterzeit wettergeschützte Wartebereiche eingerichtet werden, in denen Menschen ohne Konsumzwang sitzen können. Die Abschaffung der Wartehallen ist eine typische Fehlleistung in der Denke der Bahnverantwortlichen, die von optimalen, reibungslosen Abläufen und stets konsumfreudigen Bahnkunden ausgehen.

So und jetzt bitte noch die 12 messerscharfen Argumente von Winfried Wolf gegen die Bahnprivatisierung durchlesen!

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