
In Mannheim kam dieses Jahr die Jury des Sweetie Awards der Rundschau für den Lebensmittelhandel Anfang März zusammen, um die innovativsten Süßigkeiten und Snacks auszuzeichnen, die in diesem Jahr in Deutschland an den Start gehen.
Manch einer denkt vielleicht, das sei einfach nur ein Traum, sechs geschlagene Stunden in einem winzigen Konferenzraum Unmengen an Süßigkeiten zu probieren, intensiv zu diskutieren und Dutzende Kampfabstimmungen mitzuerleben. Und ich muss sagen: Wer das denkt, hat Recht!
Denn es macht einfach unheimlich Spaß, die neusten, kreativsten Ideen der Branche als einer der ersten vor sich auf dem Tisch liegen zu haben und mit anderen Süßschnäbeln darüber fachsimpeln zu dürfen. Übrigens lernt man dabei auch immer sehr viel von seinen Jurykollegen. Denn nicht immer ist auf den ersten Blick erkennbar, worin die Innovation oder der Erfolgsfaktor des eingereichten Produkts besteht. Neben den rein geschmäcklerischen Fragen gibt es auch knallharte Kriterien wie Qualität und Zusammensetzung der Zutaten, die Meisterung technischer Herausforderungen bei der (Massen-)Produktion oder die von unseren Händlern erwarteten Umsätze.
Die größte Schwierigkeit besteht für uns alle darin, über die vielen verschiedenen Kategorien hin, von Eiskrem, über Bonbons, Kekse, Fruchtgummi, Schokolade bis hin zu Cerealien, Chips und Brotaufstriche konsistente und nachvollziehbare Entscheidungen zu treffen. Trotz intensiver Bemühungen aller Teilnehmer um Objektivität und Fairness, kommt es doch hin und wieder vor, dass sich persönliche Vorlieben oder Abneigungen einschleichen und und das gesamte Stimmungsbild der Jury beeinflussen. Und das trotz unseres Jury-Mantras: „Auch wenn ich diese Kategorie oder Zutat X oder Y generell nicht mag, so bewerte ich die Einreichung in seiner Kategorie wie jemand, der es mag!“ Polarisierende Zutaten gab es dieses Jahr übrigens einige, zum Beispiel Rosinen, Erdnussbutter, Alkohol, Salmiak und noch andere, die ich vergessen habe.
Die zweitgrößte Schwierigkeit besteht ehrlich gesagt darin, allen Produkte mit der gleichen Freude und Offenheit zu begegnen, die sie verdienen – auch wenn man schon seit so und so vielen Stunden Süßigkeiten isst. Wir fangen aus technischen Gründen immer mit der Eiskrem an – das ist schon eine gewisse Überwindung am Morgen. Zumal es dieses Jahr sehr viel Eiskrems gab, die alle separat bewertet und voneinander unterschieden werden müssen. Zwischendurch wird immer viel Wasser getrunken, um den Geschmack des Vorgängers so gut es geht aus dem Mund zu kriegen. Kaffee ist natürlich tabu, weil die Zungenpapillen ansonsten völlig davon belegt wären. Und es gibt einfach den Punkt am Nachmittag, wo fast alle kleinere Portionen probieren als am Morgen, weil vom süßen Potpourrie doch der ein oder andere Magen rebelliert. Dieser Nachteil wird aber ausgeglichen durch die ebenfalls erschlaffte Streitlust. Man ist einfach kompromissbereiter gegenüber den Argumenten der anderen, wenn man schon den ganzen Vormittag diskutiert hat.
Viel mehr darf ich hier nicht verraten. Vielleicht noch, dass die Auszeichnung der Sieger mit dem Sweetie Award 2023 im Rahmen der Süßwarenmesse ISM Ende April in Köln stattfindet. Ich freue mich sehr darauf, mit den Gewinnern über deren Intentionen bei der Kreation ihrer Produkte sprechen zu können.

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