Bahnfahrers Qual: Und ewig stocken die Durchsagen…

Ich habe eine Bahncard50 und nutze sie hin und wieder, weil ich denke, dass es das umweltfreundlichste Verkehrsmittel ist und man mehr Bahn fahren sollte. Aber bei längeren Strecken machen mir Details den Aufenthalt in der Bahn zum Albtraum. Alles was ich will ist schnelle Fortbewegung und die Möglichkeit, im Zug zu lesen oder zu arbeiten. Ich kritisiere nicht die häufigen Verspätungen (etwa von Berlin-Südkreuz), die zugigen Bahnhöfe, nicht die hohen Preise, allein den hohen Stressfaktor, den eine Fahrt in der 1. Klasse in einem deutschen ICE birgt. Ich verstehe nicht, warum die Bahn diese Kleinigkeiten, die mit Sicherheit viele Menschen von diesem Verkehrsmittel abschrecken, nicht in den Griff bekommt wie…zum Beispiel den Durchsage-Terror

Die beste Bahnfahrt meines Lebens hatte ich neulich von Hamburg nach Berlin, weil in meinem Abteil der Lautsprecher total defekt war und keinen Mucks mehr von sich gab. Bei einer normalen Bahnfahrt regen mich die häufigen, langatmigen, sich wiederholenden und leider oft sehr stockend gesprochenen Durchsagen so auf, dass ich am liebsten aufspringen und die Lautsprecher mit der Faust zerschlagen möchte. Wenn es nur die Ansage des nächsten Bahnhofs wäre, aber es werden ja noch sämtliche Anschlüsse aufgestottert, die jede Fahrgast entweder bereits kennt (denn er hat ja einen Reiseplan) oder am Bahnhof leicht einsehen kann (dort gibt es zudem ja wiederum unendlich lange Ansagen) oder beim Schaffner erfragen kann. Wozu dieser elendige Sermon? Danach kommt alles in grauenvollem Englisch, das kein Englisch-sprechender versteht, danach kommen Werbedurchsagen für das Bordbistro, nicht selten laute Pieptöne, denen eine interne Durchsage „Schaffner zu Wagen1“ folgt, neulich wurden sogar Fußballergebnisse durchgesagt! Ehrlich gesagt: Ich wollte lesen, aber dar ganz unmöglich! Warum sind die Lautsprecher so laut und unabstellbar (wenigstens in den Abteilen)?  Warum beschränkt man sich nicht auf den nächsten Bahnhof? Warum sind es keine Aufnahmen von Profi-Sprechern mit angenehmen Stimmen, klarer Aussprache und flüssigem Text, die vom Band kommen so wie in ausländischen Zügen? Warum werden wir Fahrgäste so intensiv gequält?

zum Beispiel klappernde Ablagen und Türen, die sich permanent öffnen und schließen
Im ICE hat man mitunter das Gefühl, nichts ist ordentlich festgeschraubt und überall klappern, wackeln und zittern Deckel, Scheiben oder Bretter. Mir erscheint die Qualität der Züge oder deren Wartungsstand außerordentlich bedauerlich zu sein. Ich bin neulich in einem Thalys nach Brüssel gefahren – da wackelte nichts! Zwar sind die Sitze sehr eng, aber weich gepolstert, insgesamt herrscht durch dicke Teppiche und textile Wände eine sehr gedämpfte Athmosphäre, in der auch einzelne Endlostelefonierer untergingen. In den kalten, klapprigen ICE hingegen findet jedes Geräusch einen lauten Widerhall. Und warum, möchte ich fragen, sind so oft die automatisch sich öffnenden Türen so eingestellt, dass der davor sitzende sie permanent auslöst und bei jeder Bewegung die Tür sich öffnet? Das ist doch ein Konstruktionsfehler, oder?

zum Beispiel verhöhnte Ruhezonen
Man hat das Gefühl, die Schaffner haben vor den Gästen Angst. Sie kümmern sich in keiner Weise darum, in den Ruhewagons auch höflich für Ruhe zu sorgen. Man kann doch eine Sprachregelung ausgeben, die es jedem Mitarbeiter ermöglichen, in einem vernünftigen Tonfall Fahrgäste anzusprechen, auf das Telefonat per Handy oder laute Gespräche zu verzichten, wenn sie sich in einem Ruhebereich befinden. Aber sie reagieren nicht, auch nicht in der ersten Klasse. Ich kann doch unmöglich als Fahrgast selbst einen anderen bitten, sich angemessen ruhig zu verhalten.

Falls das jemand liest, dem es ähnlich geht. Was ist Dein Rezept, die Bahnfahrt zu überstehen?

1 Kommentar

  1. Ohrenpröppel und Kopfhörer mit activ noise cancelling. Gerne auch in Kombination mit „White Noise“

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