Schwere Samtvorhänge, goldene Bilderrahmen vor Spiegelwänden und ein Kronleuchter im Zentrum drapierter Stoffbahnen, alles gehalten in Weinrot, Altrosa und Apricot – das ist der überbordende Gastraum des „Neuen Bamberger Reiters“ in Schöneberg. Man ahnt: Jede Sekunde könnte hier eine Dragshow beginnen und es würde nicht einmal auffallen. Geboten wird traditionelle Küche zu angesichts großzügigster Portionen günstigen Preisen. Allein schon die auf Kosten des Hauses servierten Vor-Vorspeisen, bestehend aus feinpüriertem Thunfisch-Oliven-Aufstrich und einem Frischkäse-Kümmel-Mus, waren so umfänglich, dass zwei Mal warmes Brot und Mürbeteigkräcker nachbestellt werden mussten. Trotzdem blieb genug übrig, um den Kellner zu bitten, die Reste einzupacken. Auch die eigentliche Vorspeise in Form einer Tomatenrahmsuppe kam für 4 Euro in einer kellertiefen Terrine und mit Sahnehäubchen. Da es keine Tageskarte gibt, muss die normale Speisenkarte ausreichen, die Gerichte in Kategorien wie Schnitzeliges, Deftiges oder Spezielles ausweist. Außerdem werden Steaks und Fischgerichte angeboten sowie Vorspeisenteller für zwei Personen wie jener á la „Hamburg“ (Shrimps, Gambas, Lachs) oder welcher á la „Italia“, mit Parmaschinken, Palm- und Artischockenherzen für je 16,80€. Das „Matambre“ für 12,90 Euro bestand aus drei Scheiben einer mit Ei, Spinat und Möhren gefüllten Riesenroulade, dazu gab es Reis und eine letscho-eske Tomatensoße. Die üppige Poulardenbrust für nur 9,80 Euro lag – ebenfalls mit Reis – in einem leider überwürzten, klebrigen Weißwein-Kräuter-Sud. Ein gigantischer Nachspeisenteller mit roter Grütze, weißem und braunen Schokoladenschaum sowie frittierten Apfelscheiben fand für 13 Euro an den Tisch. Fazit: Hierher kommt man mit Bärenhunger auf traditionelle Küche, aber vor allem wegen des schwülstigen Ambientes und der liebenswürdigen Bedienung.
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