
Am 14. Oktober begehen wir einen der wenigen wirklich sinnvollen Jahrestage: den Tag der GUTEN Schokolade. Es ist der Anlass für die Schokoladenfeinschmecker, einmal die verklebten Geschmacksknospen durchzuspülen und sich ganz auf den bewussten Genuss zu konzentrieren. Quasi statt der schnellen Nummer jetzt mal Schokoladen-Kamasutra! Es erschließen sich nämlich ganz neue Geschmackswelten, wenn man sich Zeit nimmt und möglichst sortenreine Schokoladen verkostet.
Das ist ein Megatrend, wie mir mehrere Interviewpartner bestätigten: Klar, Herkunftsschokolade (auch: Single Origin), bei denen wirlich nur die Kakaobohnen einer klar umgrenzten Region (manchmal nur von einer einzelnen Plantage!) in die Tafel kommen, gibt es schon seit ein paar Jahren.
Auch der Schokoladenhersteller Heilemann, der seit ein paar Jahren zu Viba-Nougat aus Thüringen gehört, hat diese herkunftsreinen Schokoladen als Tafeln oder Sticks im Sortiment, wie die hauptberufliche „Nougat-Prinzessin“ Jenny im Videointerview mit mir erklärt.
Schokolandentrend Purismus
Ein zweiter Schokoladen-Trend ist der neue Purismus: so wenig Zutaten wie möglich! Am liebsten nur Kakaomasse und Zucker, sonst nichts. Nicht mal Lecithin, wodurch besonders hohe Ansprüche an die verbleibenen Zutaten und an die Verarbeitung gestellt werden, um eben alle gewünschten Eigenschaften einer erstklassigen Schokolade zu erhalten wie Aroma, Schmelz sowie Festigkeit (der Knack beim Brechen).
Sehr instruktiv beschreibt Stefan Richter von der Berliner Kaffeerösterei diese Qualitätskriterien, welche nicht nur groß im Kaffeegeschäft (wie im Café-Geschäft) unterwegs ist, sondern eben auch eine Confiserie in Berlin betreibt, deren Sortimentsumfang den ahnungslosen Besucher schier überfordert, in dem kleinen Video, das ich mit ihm gemacht habe:
Ich erinnere mich zum Beispiel an die Schoko-Sticks von Rausch, die nach meiner Wahrnehmung mit die ersten waren, die diese Verpackung für Single Origin-Schokolade oder Herkunftsschokolade angeboten haben (eine Zeit lang im Einzelhandel zu finden, jetzt fast nur noch in den eigenen Verkaufsstellen und online). Inzwischen gibt es diese Sticks auch von fast allen anderen Anbietern wie zum Beispiel Hussel, Lindt, Niederegger, Viba. (Leider heißen extrem viele Süßigkeiten – also nahezu alles, was ein bisschen länglich und ohne Ecke und Kanten ist – Stick)
Auf deutsch übersetzt hieße es übrigens Stock oder Stab – fände ich ja viel origineller. Der Übergang zu „Riegeln“ ist übrigens „zart schmelzend“ (fließend): etwas weniger hoch, dafür etwas breiter – und schwupps, ist es schon Riegel!)
Handgemachte Schokolade aus Berlin: Belyzium
Belyzium-Schokolade entsteht als Trialog: Die wahnsinnig charmante Wienerin Katharina Zeilinger produziert sie in Prenzlauer Berg ausschließlich mit Kakaobohnen aus Belize in Zentrralamerika. Von der Herkunft leitet sich der vordere Teil des Namens ab. Der hintere Teil, der so schön weich und schwelgerisch klingt, kommt von Elysium – auf Englisch Elyzium. Nein, damit ist nicht der Science Fiction-Film mit Matt Damon gemeint, sondern die ursprüngliche Bedeutung: Die Insel der Seligen in der griechischen Mythologie. Wow!

Aber der Name soll nur locken, überzeugen muss das Produkt! Und das ist absolut schlicht und rein: Es besteht allein aus Kakaomasse und der Rest ist Zucker. Hier kann man tatsächlich den typischen, leicht säuerlichen Geschmack der belizischen Kakaobohne herausschmecken. Verkauft wird diese Spezialität im Ladengeschäft der Manufaktur in der Lottumstraße 15 in Mitte, wo auch Schokoladen-Workshops durchgeführt werden.
Lindt Excellence Cacao Pur: Selbst der Zucker kommt aus dem Kakao

Noch einen, den finalen Schritt weiter bei der Reinheit seiner Schokolade geht Lindt mit seiner Tafel „Cacao Pur“ in der Reihe „Lindt Excellence“. Hier wird tatsächlich auch die Süße aus der Kakaofrucht, genauer gesagt aus dem getrockneten Fruchtfleisch der Kakaopflanze gewonnen! Es wird kein weiterer Zucker zugesetzt. Allerdings ist dieser extreme Purismus wirklich eher für einen waschechten Schoko-Sommeliers geeignet und weniger für die Durchschnittsnaschkatze.
Denn diese Schokolade bringt neben der intensiven Kakaonote (82% Kakao!) auch eine deutlich vernehmbare Säure auf die Zunge und ist trotz des reichlichen Conchierens nicht so anschmiegsam und zart schmelzend wie „normale“ Schokoladen. Trotzdem: Am Tag der Guten Schokolade ist eine solche Tafel dienlich als „Weißabgleich“, um daran jene Schokolade zu messen, die weniger „rein“ ist. Wir wollen uns schließlich durchprobieren und da ist das ein guter Start.
Walter Confiserie Berlin
Fazit zum Tag der Guten Schokolade
Der ideale Anlass, um sich einmal auf etwas Neues einzulassen. Und für mich ist das neue, die „unverfälschte“, pure Schokolade, aus nur einer Herkunftsregion, mit wenigen Zutaten neben der Kakaomasse. Die sollte man bewusst genießen – in kleinen Mengen, ohne Ablenkung wie Handy oder Kaffee – und dann die Nuancen der verschiedenen Herkünfte miteinander vergleichen.
Damit das gelingt, lohnt sich ein Gang in die nächstgelegene Confiserie, wo nicht nur besondere Schokoladen vorrätig sind, sondern wo man sich auch fachkundig beraten lassen kann. Und wenn man schon mal da ist, kann man sich auch gleich Inspirationen für das kommende Weihnachtsfest abholen. Denn über außergewöhnliche, originelle Süßigkeitengeschenke freut sich schließlich jeder!
Diese Confiserien machen mit am Tag der Guten Schokolade:
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