
Im 18. Jahrhundert gehörten süßes Gebäck und kandierte Früchte zu den wenigen Süßigkeiten, die man erwerben konnte. Als Mitte des 18. Jahrhunderts der deutsche Chemiker und Apotheker Andreas Sigismund Marggraf entdeckte, dass auch die Runkelrübe Zucker enthält, wurden Zuckerprodukte schnell viel erschwinglicher und die Bandbreite der hierzulande angebotenen Süßwaren wuchs etwa um Bonbons und Zuckerstangen an. 1873 erhielt Heinrich Stollwerck das Reichspatent auf einen Fünfwalzenstuhl, der Schokoladenmasse so fein zerkleinert, dass man kein sandiges Gefühl durch zu große Partikel im Mund empfindet.
Ein wichtiger Schritt, um Schokolade massentauglich zu machen. Trotz dieser technischen Fortschritte waren noch Anfang des 20. Jahrhunderts die örtlichen Konditoreien und Bäckereien die zentralen Anlaufstellen für Naschkatzen. Hier gab es neben Kuchen und Torten auch Dauergebäck wie Kekse oder Zwieback, Mohrenköpfe, Mandelhörnchen, Marzipan und Pralinen. Eine andere Quelle für Süßigkeiten war und ist bis heute übrigens die Apotheke, die etwa Pfefferminz-Zucker, Kräuterbonbons für Hals und Rachen, sowie Traubenzucker– und Lakritz-Produkte selbst herstellte und verkaufte.
Industrielle Herstellung und Massenmedien ermöglichten Süßwarenmarken
Erst mit der industriellen Herstellung von Produkten wie Bonbons, Pralinen oder Tafelschokolade, ihrer Haltbarmachung und der Verbreitung über die Region hinaus mithilfe von Markenbildung durch Werbung in überregionalen Massenmedien wurde das Monopol der örtlichen Handwerker und Apotheker nach und nach gebrochen. Eines der ersten süßen Produkte, die maschinell in großen Mengen hergestellt werden konnten und aufgrund der guten Verpackung haltbar war und hygienisch geschützt transportiert werden konnte, waren etwa der Leibnitz-Keks von Bahlsen oder der Zwieback von Brandt.
In den 1920er Jahren waren Tafelschokoladen und Pralinen in Deutschland weit verbreitet und wurden häufig konsumiert und gern verschenkt. Sogar die Weißen Mäuse aus Schaumzucker wurden in dieser Zeit erfunden.
Jüngere Süßwaren, also die Sachen aus den 1970er und 1980er Jahren, mit denen viele Erwachsene Erinnerungen aus ihrer Kindheit verknüpfen, behandele ich unter so genannte „Retro-Süßigkeiten“.
Historische Süßigkeiten in Deutschland
Die folgenden Bilder sind jüngeren Datums und illustrieren Süßwaren, die es heute noch gibt, zumindest so ähnlich wie früher. In der Regel bedeutet es aber: Die Produkte haben seit Anfang des 20. Jahrhunderts viele Veränderungen durchlaufen, sowohl in der Herstellung, als in der Zusammensetzung, der Verpackung und bei den Besitzverhältnissen. Trotzdem können sie vielleicht eine Ahnung davon geben, wie unsere Großeltern früher genascht haben.
Ich bemühe mich, in nächster Zeit hier mehr echte historische Verpackungen hochzuladen. Das Problem dabei ist: In der Regel sind keine Muster der Produkte erhalten geblieben, sondern höchstens die Verpackungen! Und davon nur die festen aus Holz oder Glas und insbesondere aus Metall, zum Beispiel hochwertige Pralinen, die in attraktiven Blechdosen verpackt waren. Und dann gibt es ja auch so einen Nostalgie-Trend, bei dem Süßwaren-Verpackungen extra so gestaltet werden, als seien sie schon superalt – diese Fake-Produkte möchte ich natürlich in diesem Beitrag nicht präsentieren.





Exkurs: Hier ein paar historische Süßigkeiten aus den USA



Noch zwei passende Links für Interessierte: Einmal zum deutschen Schokoladenpapier-Museum, dem britischen Äquivalent, dem Candywrapper-Museum, und außerdem zum Schokoladengußformen-Museum.
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