Berater mit Engelsgeduld: Business Angels helfen Gründern

In New York hat Wigbert Böll zwölf Jahre lang Unternehmen aus der Technologie- und Konsumgüterindustrie beraten, heute sitzt auf der anderen Seite des Schreibtischs und hört sich an, was Bernd Monitor von seiner Geschäftsidee hält. Denn Bernd Monitor ist Business Angel und Vorstandsmitglied im gleichnamigen Club von Berlin und Brandenburg. Business Angels sind Manager und Kaufleute, die anderen ehrenamtlich bei der Umsetzung von Geschäftsideen helfen, mit Erfahrung, mit Kontakten und manchmal auch mit Kapital. „Herr Monitor bringt den ungetrübten Blick von Außen mit“, sagt Böll, „weil ich diesmal selbst der Gründer bin, habe ich meine Beraterqualitäten eingebüßt.“

Die Geschäftsidee von Böll und seinem Partner, dem Schauspieler Johannes Brandrup, ist die Etablierung des ersten reinen Onlinetheaters im Internet. Business Angel Monitor glaubt an die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Start-ups. „Im Internet werden qualitätsvolle Inhalte immer wichtiger“, sagt er, „und doch ist es eine Herausforderung, das Projekt so zu streamlinen, dass es investorenkompatibel wird.“ Etwa 600 Anfragen von Gründern wie Böll und Brandrup erreichen den Club jedes Jahr. Nur rund ein Viertel der Projekte können die Business Angels annehmen und begleiten. In durchschnittlich acht Projekte investieren die Geschäftsleute auch eigenes Kapital. So beteiligten sie sich in den ersten sechs Monaten des Jahres bereits mit 250.000 Euro an vier Neugründungen: an einem Unternehmen, das Software für betriebliches Umweltmanagement entwickelt, an einer Produktionsfirma für Handy-Videos, einem im Bereich der Telemedizin tätigen Dienstleister sowie einem Start-up für mobile Internetdienste. Das eingebrachte Kapital diente in allen Fällen als Initialzündung für weitere Investoren. Denn wenn Business Angels mit wirtschaftlichem Sachverstand und Einblick in die Bücher Kapital investieren, sinkt das Risiko für andere Investoren. Auf diese Weise wurden aus den 250.000 Euro Erstkapital der Business Angels schnell 3,5 Millionen, die insgesamt in die betreffenden Startups gesteckt wurden. „Wenn ein Gründer keine Sicherheiten hat, keinen Prototyp und keine Erstaufträge und nur mit seiner Geschäftsidee zur Bank geht, wird er schwerlich einen Kredit erhalten“, erklärt Wolf Kempert, wie Monitor Vorstand im Business Angel Club Berlin-Brandenburg, „aber wenn eine Bank sieht, da sind erfahrene Business Angel, die das Geschäftsmodell geprüft haben und den Gründer begleiten, und die sind von der Geschäftsidee so überzeugt, dass sie sogar ihr eigenes Kapital investieren, dann steigen sie auch ein.“ Dabei engagieren sich die „Engel im Anzug“ nicht, weil sie schnell viel Geld machen oder umgehend die Anteilsmehrheit erlangen wollen. Business Angel bleiben meist Minderheitsgesellschafter mit fünf bis zwanzig Prozent der Anteile und erwarteten eine für Risikokapitalbeteiligungen moderate Rendite von rund 15 Prozent in Form von Wertsteigerung der Anteile innerhalb von fünf bis sieben Jahren. Danach erfolgt in der Regel der als „Exit“ bezeichnete Ausstieg aus einer Beteiligung. Von Vorteil für die vom Club begleiteten Gründer ist dessen breite fachliche Abdeckung, denn seine 50 aktiven Mitglieder kommen aus vielen verschiedenen Branchen mit Experten von Vertrieb und Marketing, über Kostenrechnung bis zu Außenhandel. Neben Fachwissen ist auch der Zugang zu Netzwerken von größter Bedeutung für Jungunternehmer. Auch hier helfen die Business Angels mit ihren Kontakten und öffnen die eine oder andere Tür bei Geschäftspartnern.

www.business-angels-berlin-brandenburg.de

www.logentheater.de

1 Kommentar

  1. Man sollte auch berücksichtigen, wie wichtig die Pflege von Kontakten und das private Netzwerk heute sind. Ohne spezielle Business-Communitys geht bald nichts mehr.

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