Corona-Hamsterkäufe: Lebensmittel-Logistik arbeitet im Weihnachtsmodus

Lebensmittel-Logistik ©Kuehne+Nagel INC 2017
Kompetenz aus Deutschland: Lebensmittel Logistiker wie Kühne+Nagel, Dachser und Pfenning. ©Kuehne+Nagel INC 2017

Die deutschen Wirtschaft wird nicht nur für Autoindustrie und Maschinenbau weltweit geschätzt, sondern auch wegen ihrer erfolgreichen Händler und Spediteure. Für die außerordentliche deutsche Kompetenz bei Lebensmittel-Logistik außerhalb der großen Lebensmittelketten stehen große Namen wie Pfenning, Kühne & Nagel, Dachser und etliche andere. Die Logistikbranche wird aufgrund der Corona-Epidemie zurzeit auf eine harte Prüfung gestellt, denn die „irrationalen“ Einkäufe der Kunden werfen sämtliche Erfahrungswerte und Lieferzyklen durcheinander.

Um dem zu begegnen, arbeitet man inzwischen im Weihnachtsmodus, das heißt rund um die Uhr und dank der Aufhebung des Sonntagsfahrverbots an jeden Tag der Woche. Außerdem wurden – wie zur Weihnachtszeit – zusätzliche Mitarbeiter und Helfer eingestellt, um die großen zu bewegenden Warenmengen zu disponieren, zu konfektionieren und auszufahren.

Lebensmittel-Logistik
Kaufland Neuruppin Corona Leeres Tiefkühlregal mit Chicken Nuggets

Knappheit wird durch Hamsterkäufe zur selbst erfüllenden Prophezeihung

Unter anderem wegen des Pipeline-Effekts wird die Knappheit eines bestimmten Produkts zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Und das funktioniert so: Kunden kaufen mehr Waren als üblich. Zum Beispiel mehr Dosengerichte, mehr tiefgefrorene Chicken Nuggets (habe ich selbst in Brandenburg beobachtet) oder eben mehr Toilettenpapier.

Dadurch wird diese Kategorie im Laden knapp. Andere Kunden sehen das und haben vielleicht auch schon davon gehört, dass dieses Gut rar wird, also kaufen Sie ebenfalls Dosengerichte, Hühnchen-Minischnitzel und Toilettenpapier und plötzlich sind die Stapel leer. Das ist ein Signal an alle, die vorbei gehen – auch an diejenigen, die einfach nur eine Packung kaufen wollen und sie denken: „Es stimmt, die Knappheit ist Realität.“

Wenn jetzt wieder eine normal große Lieferung ankommt, wird sie sofort aufgekauft: diejenigen, die nur eine Packung kaufen wollten, nehmen zwei oder drei, und andere, die zum Beispiel gar kein Toilettenpapier kaufen wollten, nehmen „zur Sicherheit“ auch eine Packung mit. Die Prophezeihung hat sich demnach selbst erfüllt – es bleibt zurück: ein mahnend leerer Regalplatz.

Gegen massenhafte, irrationale Nachfrage kann kein Supermarkt anplanen und kein Logistiker anliefern, wie die Leute aus dieser Sorge heraus, zu kurz zu kommen, die scheinbar knappen Produkte aufkaufen. Würden sich alle normal verhalten, gäbe es kein Problem!

Problem für Lebensmittel-Logistik: Auf extreme Nachfrage folgt Flaute

Aber die Einzelhändler und Lieferanten haben noch ein anderes Folgeproblem: Die Menschen kaufen jetzt im Übermaß und müssen anschließend die eingekauften Produkte aufbrauchen, damit sie nicht verderben. Sprich: Wenn die Händler jetzt mit großer Mühe die Regale wieder voll räumen, dann besteht die Gefahr, dass diese Produkte in den nächsten Wochen nicht mehr nachgefragt werden, weil die Menschen so viel zu Hause haben und von ihren Vorräten leben.

Sprachen wir vor ein paar Wochen noch unter dem Schlagwort „Food Waste“ über Lebensmittelverschwendung, so wird sich diese in der kommenden Zeit wahrscheinlich deutlich erhöhen. Gleichzeitig ist mir Ausfällen bei der Lebensmittelerzeugung wegen Erkrankungen in der Belegschaft und eine wenigstens teilweise gestörte Distribution zu rechnen. Schon jetzt stehen Tausende LKWs an den Landesgrenzen im Stau und warten stundenlang auf Abfertigung, statt Waren auszufahren. Aber all das sind nur kleinere Probleme angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen, vor denen die ganze Welt steht.

Jeder kann helfen, die Krise zu meistern

Doch es gibt Hoffnung, denn jeder kann mithelfen, die Situation zu entschärfen. Kaufen Sie nicht im Übermaß, bleiben Sie fair den anderen gegenüber, legen Sie nicht unnötig große Vorratslager an. Und weiterhin gilt: Reduzieren Sie alle Sozialkontakte und verzichten Sie auf jeden unnötigen Gang nach draußen. Das oberste Ziel ist es nun, diejenigen Menschen zu schonen, die aufgrund ihres Alters oder aufgrund von Vorerkrankungen am meisten gefährdet sind.

Und seien Sie nett zu den Verkäuferinnen und Verkäufern im Supermarkt – sie setzen sich einer erhöhten Ansteckungsgefahr aus, damit wir mit Lebensmitteln und Süßigkeiten versorgt werden. Bitte seien Sie auch auf der Straße zuvorkommend bis nachsichtig gegen LKW-Fahrerinnen und LKW-Fahrer, die in Sonderschichten dafür sorgen, dass die Lieferketten nicht reißen.

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