Wer in den 90er Jahre ferngesehen hat, kam an dieser TV-Werbung nicht vorbei: Zur Melodie von Rigoletto singen Menschen an der Theaterkasse, im Fahrstuhl, in der Bibliothek oder auf einer internationalen Konferenz „Oh wie verführerisch, sind Choco Crossies, mandelfein köstlich, leicht, einzigartig. Wie sie zwar schmelzen und dabei knuspern… Unwiderstehlich: Choco Crossies!“
Vor diesem gab es aber noch eine andere Musik („The Entertainer“ von Scott Joplin) und einen anderen Claim: „Choco Crossies – mehr als eine kleine Schwäche“ lautete der Werbespruch noch in den 1980er Jahren.
Choco Crossies werden im Nestlé-Schokoladenwerk in Hamburg-Wandsbek hergestellt, wo außerdem auch KitKat, Smarties und After Eight vom Band laufen. Aber während die anderen Süßigkeiten in England erfunden wurden, wurde der Grundstein für die Choco Crossies tatsächlich in diesem Hamburger Werk gelegt!
Und das kam so: Auf dem Gelände der ehemaligen Actien-Bier Brauerei Marienthal von 1871 zog nach dem 1. Weltkrieg die Kakao-Compagnie Theodor Reichardt ein. Das Unternehmen warb für seinen Kakao mit dem Hinweis auf der Verpackung: „Er ist windgesichtet, sparsam, bildet keinen Satz und stopft nicht.“ 1926 brannte die Fabrik ab und ein paar Jahre später (1930) wurde die Marke Reichardt vom Schokoladenkonglomerat Stollwerck übernommen und von diesem bis heute für Pralinenprodukte verwendet.
Auf dem Wandsbeker Gelände zog dann 1932 der Im- und Exporthändler Herbert Stockmann ein und begann nach Ende des 2. Weltkriegs mit der Produktion von Süßigkeiten. Aufgrund des des Mangels an Kakao erfand er die „Stockolade“ auf Sojabasis und später aus Cornflakes und Schokolade die Stocko-Flakes, die Vorläufer der heutigen Choco Crossies! In den 1960er veräußerte Stockmann seine Firma an die britische Rowntree, die 1968 die Stocko-Flakes zu Choco Crossies weiterentwickelten. 1969 schlossen sich dann Rowntree und Macintosh zusammen, die ihrerseits 1988 mitsamt aller Werke und Marken von Nestlé übernommen wurden. Mehr zu dem Produkt auf der Produktseite des Herstellers.
Scheinanglizismus Crossies statt Krossies
Das Wort „Crossies“ gibt es im Englischen übrigens nicht, es ist eher ein Scheinanglizismus, abgeleitet vom deutschen Wort „kross“. Allerdings heißt kross bzw. knusprig auf Englisch crispy. Crunchy hingegen bedeutet knackig. Treffender wäre also die Bezeichnung „Choco Crispies“ gewesen. Allerdings gibt es seit 1958 bereits die Choco Krispies von Kellogg’s. Ob das der Grund für den Ausweichnamen war oder einfach die phonetisch rundere Aussprache von Chooooco Crooossies…? Man hätte natürlich auch auf Deutsch „Schokokrossis“ schreiben können, aber vermutlich fand man die beiden „C“s an den Wortanfängen eleganter.
Besonders international ist das Produkt allerdings nie geworden und wird hauptsächlich in Deutschland verkauft.
Nestlé Choco Crossies Crunchy Moments
Starten wir mit der Innovation: Nach zwei Jahren des Stillstands gibt es 2022 endlich neue Ideen für die Choco Crossies von Nestlé: die Crunchy Moments. Die kamen gleich in drei elaborierten Sorten (Maple-Walnut-Brownie, Himbeer-Panna Cotta und Tiramisu) sowie im Standbodenbeutel statt den üblichen flachen Kartönchen. Und wie immer gilt: Wenn sich ein Hersteller viel Mühe gibt mit feinziselierten Geschmacksrichtungen und beeindruckender Verpackungsoptik, dann wird er damit einen höheren Preis erzielen wollen. Et voilà: 140 Gramm der Crunchy Moments kosten gleich mal 2,99 Euro statt der 1,99 Euro für die gleiche Menge des Klassikers.
Hin und wieder darf ein Produktmanager in einem großen Unternehmen wie Nestlé mal etwas neues wagen und so kamen 2020 unter der Marke „Choco Crossies“ die „Crunchy Balls“ in Vollmilch und weißer Schokolade im praktischen Standbeutel mit Aufreißlasche und Wiederverschlußmöglichkeit heraus. Sie erinnern optisch deutlich mehr an Maltesers (sogar etwas Weizenmalzmehl ist enthalten) als an Choco Crossies und man fragt sich, ob der Kunde hier eher mitgenommen oder verwirrt wurde. Die Maltesers werden übrigens auch von Piasten herausgefordert, mit deren „Treets Malty„. Außerdem gibt es von Ehrmann auch ganz ähnliche „Crispy Balls„, die mit Proteinen angereichert sind.
Nestlé Choco Crossies Original und Editionen
Abgesehen von den extravaganten Sonderformen ist und bleibt der Klassiker „Nestlé Choco Crossies Original mit Vollmilchschokolade„. Doch selbst hier ganz es in der Vergangenheit ein paar Editionen, nämlich zum Beispiel die Sorte „Salted Caramel„, nur Caramel, Zartbitter, Feinherb und White. Choco Crossies mit weißer Schokolade gab es ausweislich der Fernsehwerbung auch schon mal 1992.
Choco Crossies hat diverse Nachahmer
Auch die Imitatoren von Choco Crossies schlafen nicht! Und so bringt Aldi unter seiner Marke Chateau die „Mini Schoko Crunchies“ als Reaktion auf die „Crunchy Moments“ von Nestlé heraus. Ebenfalls in Standbodenbeuteln und in drei verführerischen Sorten: Zartbitterschokolade mit Cranberries und Aronia, Milchschokolade mit Himbeeren und Weiße Schokolade mit Erdbeeren.
Selbstverständlich werden auch die Klassiker (alias „Choco Crossies Original“) häufig nachgeahmt. Zum Beispiel als „Crunchy Flakes“ von EDEKAS Gut & Günstig-Eigenmarke, als „Knusper Schoklis“ von Aldi/Chateau oder Crunchy Choc von Lidls Mister Choc. REWE bzw. Penny hat als Ersatz die „Knusper-Gipfel“ unter der (verblassten) Traditionsmarke „Karina“ im Sortiment. Un auch Alpia, Zetti, Daim und andere produzieren ähnliche Cornflakes-Schoko-Häufchen.
Übrigens: Auch die Schwester-Süßigkeit „Nestlé Choclait Chips“ habe ich natürlich schon besprochen. Cornflakes werden nicht nur mit Schokolade kombiniert wie bei den Choco Croissies. Man kann sie natürlich auch morgens mit Milch essen (siehe meine ungewöhnlichen Frühstücks-Cerealien), sondern man nutzt sie auch zum Panieren, etwa von Chicken Nuggets – und auch dazu habe ich schon einen Blogbeitrag verfasst.
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