
Bisher waren Mehlwürmer in Deutschland vor allem als Vogelfutter beliebt. Aber im Mai 2021 hat die EU erstmals gelbe Mehlwürmer als Zutat für menschliche Lebensmittel offiziell freigegeben. Bis zu 10% der Insekten sind in zusammengesetzten Nahrungsmitteln wie Snacks oder Fertiggerichten zukünftig erlaubt. Neben Algen gelten Snacks aus Insekten als eine nachhaltige Proteinquelle, die in der Ernährung einer immer größer werden Weltbevölkerung eine zunehmend wichtige Rolle spielen kann.
In einem Berliner Supermarkt hatte ich schon die Riegel von „Instinct“ mit Apfel-Zimt– oder Salted Caramel-Geschmack gesehen. Kurze Zeit später auf der Snackex in Barcelona habe ich dann die Insektensnacks von Eat Grub mit den Geschmacksrichtungen „Smoky BBQ“ und „Sweet Chilli-Lime“ kennengelernt. Und auch der Aromenhersteller Bell aus Leipzig bot an seinem Stand mit Chili & Lime-Seasoning gewürzte Mehlwürmer und Grillenmehl-Cracker an.
Auf der ProFachhandel in Nürnberg im September 2019 habe ich mich mit Produktentwickler Sebastian Willert von imago unterhalten, die Insektenmehl aus Thailand importieren und verarbeiten. Sein Proteinriegel schmeckt wirklich ausgezeichnet, aber das liegt nicht am Insektenmehl, sondern an den Datteln und Kirschen, die darin verarbeitet wurden.
Würmer und Grillen sind häufig verwendete Insekten
Während Insekten in Teilen Asiens gewohnheitsmäßig verzehrt werden, gibt es in der europäischen und amerikanischen Küche keine Traditionen, an die man anknüpfen könnte. Schon die Vorstellung vom Verzehr von Insekten erzeugt bei vielen deutschen Verbrauchern Ekelgefühle.
Inzwischen gibt es Snacks wie , die mit diesem Abwehr- bzw. Überwindungs-Moment spielen, indem sie getrocknete, gewürzte Insekten als eine Art Mutprobe anbieten wie die Insektensnacks von „Jiminis„, die ich neulich in einem Kaufland-Aufsteller gesehen habe. Dort gab es unter anderem Sesam-Kümmel-Grillen und Buffalowürmer á la „Sat & Vinegar“. Die Grillen oder Mehrwürmer bleiben als Insekten erkennbar. In anderer Fällen werden die Insekten zu Mehl verarbeitet und Nahrungsmitteln wie Chips, Proteinriegeln oder Pasta beigemengt.
Das Problem bei der Vermarktung, das ich sehe: Geschmacklich haben Insekten keinen Mehrwert. Die Optik wirkt bei Mutproben-Snacks, aber nicht bei Insektenmehl. Insektenprotein hat keinen physiologischen Vorteil. Der einzige Mehrwert für den Verbraucher besteht in dem guten Gefühl, eine (womöglich) nachhaltigere Proteinquelle genutzt zu haben. Der Konsument muss also altruistische, weltanschauliche Gründe haben, sich für ein Produkt mit Insekten zu entscheiden.
Dabei werden auch hier Tiere getötet – zwar sehr niedrige Lebensformen, dafür Milliarden. Produkt sind also weder vegan, noch vegetarisch. Dazu stammt Insektenmehl häufig aus dem Ausland, weil es für eine wirtschaftliche Zucht in Deutschland zu kalt ist und dazu die gesetzlichen Bestimmungen zur Insektenzucht in Deutschland noch nicht vollständig geklärt ist. Das heißt, die Produkte haben zum Teil einen sehr weiten Lieferweg hinter sich, was die CO2-Bilanz schmälert.
Ich bin deshalb skeptisch, ob sich Insekten – abgesehen von PR-Aktionen oder einem kleinen Nischenmarkt – als Zutat von Snacks in Deutschland durchsetzen werden.
Einige Insektensnacks, die ich bisher gefunden habe

Übrigens habe ich bereits über die Zutat Algen und Hanf in Süßwaren und Snacks geschrieben.
Kommentar verfassen