
Erdbeergeschmack gehört zu den klassischsten, am weitest verbreiteten Aromen in der gesamten Genuss- und Lebensmittelwelt überhaupt: Erdbeer-Marmelade, Erdbeer-Joghurt, Erdbeer-Eis – überall liebt man den Geschmack der fruchtig-süßen Beere. Zusammen mit Schokolade und Vanille bildet Erdbeergeschmack das Dreigestirn der Aromastars, die schon in Fürst Pücklers berühmter Eismischung von 1839 gemeinsam auftraten.
Süßigkeiten mit Erdbeergeschmack: natürliches oder naturidentisches Aroma?
Wer über Erdbeer-Aroma spricht kommt an dieser Frage nicht vorbei: in welchen Süßigkeiten bildet tatsächlich echte Erdbeere die Grundlage für den Geschmack und wo ein Aroma? Und wird es wirklich aus Sägespänen und Schimmelpilzen hergestellt wie ein sich hartnäckig haltendes Gerücht besagt?!
Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass in den allerwenigsten industriell hergestellten Süßigkeit echte Erdbeeren verarbeitet wurden. Das wäre viel zu teuer! Stattdessen werden Aromen verwendet, wobei man grundsätzlich zwei Arten unterscheiden kann:
- natürliches Aroma: Die Bezeichnung steht für ein Aroma, das durch physikalische und chemische Prozesse aus Material gewonnen wird, das nachweislich vom Menschen verzehrt wird. Dieses natürliche Aroma lässt sich noch weiter unterschieden in 4 Unterkategorien. Am Beispiel Erdbeere sind das:
- „Natürliches Erdbeeraroma“: Ein solches Aroma stammt entweder ausschließlich aus Erdbeeren (z. B. Erdbeerextrakt) oder mindestens zu 95 % aus Erdbeeren. Die verbleibenden 5 % sind natürliche Aromastoffe oder Aromaextrakte, die nicht aus Erdbeeren stammen. Diese zusätzlichen Aromen dürfen auch nur abrundend wirken und den eigentlichen Geschmack nicht deutlich verändern.
- „Natürliches Erdbeeraroma mit anderen natürlichen Aromen“: Bei einem solchen Aroma ist der Anteil aus Erdbeeren kleiner als 95 %. Dem Aroma können natürliche Aromastoffe oder Aromaextrakte, die nicht aus der Erdbeere stammen, beigefügt werden. Allerdings muss der Geschmack der aus Erdbeere stammenden Aromabestandteile leicht erkennbar sein.
- „Natürliche Aromastoffe“: Hier sind keine extrahierten Bestandteile der Erdbeere und auch keine sonstigen Aromaextrakte enthalten. Das Aroma wurde ausschließlich aus natürlichen Aromastoffen hergestellt. Eine Bezugnahme auf den Geschmack der Erdbeere ist nicht erlaubt.
- „Natürliches Aroma“: enthält natürliche Aromastoffe oder Aromaextrakte, die aus verschiedenen Ausgangsstoffen stammen. Es schmeckt nach Erdbeere, wurde aber nicht oder nur zu einem geringen Teil aus Erdbeeren gewonnen. Eine Bezugnahme auf den Geschmack der Erdbeere ist nicht zulässig.
- naturidentisches / künstliches Aroma: Das ist eine Komposition aus Aromastoffen mit der gleichen molekularen Gestalt wie natürlich vorkommende Aromastoffe – sie sind also chemisch identisch, stammen aber nicht oder nur teilweise aus natürlich vorkommenden Stoffen.
Woraus diese verschieden definierten Aromen stammen ist ein gut gehütetes Geheimnis. Früher war tatsächlich Holz ein Ausgangsmaterial für die Gewinnung des Vanille-Anteils im komplexen Erdbeer-Aroma. Heute werden in der Regel synthetisch erzeugte Ausgangsstoffe verwendet und miteinander kombiniert, bis das gewünschte Aromenbouquet aus Kopf-, Herz- und Basisnote erreicht wurde.
Summer Editions bekannter Süßwaren haben häufig Erdbeer-Aroma
Obwohl Erdbeere zu den klassischen Geschmacksrichtungen in der Süßwarenwelt gehört, tritt das Aroma auch ab und an Sondereditionen, gerade im Sommer! Zum Beispiel aktuell (Mai 2019) von Ferreros Giotto, Nestlés KitKat und Ferrero Rocher. Letztes Jahr gab es Nestlés After Eight mit Erdbeer-Minz-Geschmack und in den USA sind M&Ms von Mars Strawberry Nut durchaus verbreitet.

Übrigens habe ich bereits zu vielen anderen klassischen wie ungewöhnlichen Geschmacksrichtungen Sammlungen von Süßigkeiten erstellt, zum Beispiel zu Waldmeister, Bubble Gum oder Schwarzwälder Kirschtorte. Überhaupt gibt es viele Kuchenarten, die inzwischen zu festen Aromenkombinationen geworden sind, siehe mein Beitrag hier. Neu, aber noch selten in Deutschland: Red Velvet.
Kommentar verfassen