
Tiere sind ja meistens niedlich – auch und gerade auf Verpackungen. Aber mir ist aufgefallen, dass es abgesehen von karikaturhaften Darstellungen auch immer mehr realitätsnahe Tierzeichnungen auf Verpackungen von Süßigkeiten und Snacks gibt. Realistisch ist sicher dehnbar und häufig werden die so gezeichneten Figuren auch verfremdet oder mit einem humoristischen Element gebrochen wie der Hase mit den stilisierten Ohren aus Kohlblättern auf der Leafy-Verpackung oder der Waschbär mit der Sonnenbrille bei Hitschlers Snippets.
Trotz dieser Verfremdungen wirken die Tierzeichnungen grazil und erinnern an die Tradition der romantisierenden Tierplastiken in der darstellenden Kunst vom Anfang des 20. Jahrhunderts, häufig zu finden in Form von Skulpturen in Zoologischen Gärten oder als Tischaufsätze aus Porzellan von KPM oder Meißner.
Die Porzellanhersteller hatten sich häufig exotische Tiere in ungewöhnlichen Posen zur Vorlage genommen und damit ihre Kundschaft fasziniert. Auch hier waren schon Flamingos beliebte Motive, aber auch der Pelikan, Papageien und das Nilpferd. Ein Nilpferd verwendet übrigens das belgische Schokoladenunternehmen Balú als Maskottchen – allerdings eher in einer kindgerechten Comicversion…
Zielgruppe der realitätsnahen Tierzeichnungen: Anspruchsvolle Konsumentinnen
Bei historisierenden und romantisierenden Motiven wie der geradezu mystischen Zeichnung eines Bären auf den Berliner Sawade-Pralinen ist davon auszugehen, dass eher gebildete, ältere Konsumenten angesprochen werden sollen, vermutlich stärker noch weibliche als männliche Kunden. Die Flips von Penny mit einem schwarz-weiß gezeichneten Eichhörnchen und die Fruchtgummis von Hitschler mit dem schwarz-weißen Waschbär (durch eine farbige Sonnenbrille gebrochen) zielen sicherlich auf eine andere Kundengruppe, die eher die Originalität schätzt.
Hasen für Kohlchips, Eichhörnchen für Erdnussflips, Katzen für Katzenzungen – meist gibt es einen inhaltlichen Bezug
Es ist geradezu unheimlich: Kaum beschreibe ich hier einen Trend, schon findet sich genau das bei ALDI wieder – lesen die Grafiker mein Blog?! Zumindest von PEZ weiß ich, dass sie meiner Motivempfehlung einmal gefolgt sind. Jetzt hat Aldi die drei verschiedene Sorten von Biscotto-Keksen „Tough Cookie“ mit menschlich angezogenen Tiermotiven auf der Verpackung herausgebracht: Affe, Häsin und Löwin. Der Motivtrend wurde idealtypisch umgesetzt!
Manche Tiermotvie ergeben sich aus den Zutaten (Eichhörnchen bei Produkten mit Nüssen oder Nougat, Hase bei Kohl oder dem Namen (Katzenzungen mit Katzen und Pralinenauswahl von Sawade „Berliner Grüße“ mit Bär). Mitunter ist auch die Farbe oder das Muster der Grund wie bei Hitschlers Waschbären für die gestreiften Snipits oder ein Motiv liegt einfach im Trend wie Flamingo und Lama und wird dafür verwendet. Mitunter stellen bestimmte Tiermotive auch eine Nähe zu Konkurrenzprodukten her (wie bei acáo-Grüntee, dessen Papageien-Zeichnung an den Mitbewerber Chai-Birds, der ebenfalls Grüntee in der Dose verkauft, erinnert – oder umgekehrt…).
Mitunte es aber auch gerade die kreative Freiheit, eine Verpackung mit einem gezeichneten Tier zu verzieren, das überhaupt nichts mit dem Produkt zu tun hat, die mich als Liebhaber schöner Verpackungen begeistert.
Hier ein paar Beispiele für gelungene realitätsnahe Tierzeichnungen auf Produktverpackungen

Übrigens habe ich bereits über Durchschnittsmenschen als Verpackungsmotiv geschrieben, ebenso über Kunstmotive und über die vielen verschiedenen deutschen Lizenzfiguren, die sich auf Süßigkeiten tummeln.
Kommentar verfassen