
Warum sperren sich die Deutschen bloß gegen löslichen Instant-Kaffee? Nicht alle, aber doch die meisten schauen despektierlich auf ihn herab wie auf eine etwas peinliche Notlösung, die man höchstens im Flugzeug oder einem billigen Hotelzimmer tolerieren kann. Vielleicht weil er so praktisch ist, da man nur heißes Wasser darauf gießen muss und dadurch der Zeremonie des Kaffeezubereitens beraubt wird? Oder weil er den Eindruck eines Fertigprodukts erweckt, da nichts mehr gemahlen, abgemessen und aufgegossen werden muss?
Oder liegt es daran, dass uns irgendwann in den 80er-Jahren überall diese löslichen Cappuccinos von Mike Krüger und Consorten aus kleinen Aufreißtütchen serviert wurden, denen nach dem Übergießen eine kleine chemische Schaumhaube wuchs, die man dann noch mit den beiliegenden Schokostreuseln verfeinern konnte? Cappuccino galt damals – wie heute nur noch bei kombinierten Kaffee-oder-Suppe-Münzautomaten auf Autofähren und bei Fortbildungsträgern – als Mischung aus Kaffee und Kakao… Das war so jämmerlich süß und so weit weg von einem italienischen Espresso mit Milchschaum, dass der schlechte Ruf des löslichen Kaffees bei uns für Jahrzehnte tief ins kollektive Gedächtnis eingeätzt wurde.

Instant-Kaffee Marktführer Nescafé bekommt Konkurrenz
Wie auch immer, Löskaffee hat in Deutschland einen schlechten Stand, obwohl er geschmacklich kaum vom klassischen Filterkaffee zu unterschieden ist, ja, diesem gegenüber sogar bevorzugt wird, wie mir kürzlich ein Beitrag aus der nervig-dusseligen TV-Reihe ARD-Check vor Augen geführt hat. Dort wählten Passanten im Rahmen einer Blindverkostung unter verschiedenen fertigen Kaffees ihren Favoriten, ohne den Herstellungsprozess zu kennen, und entschieden sich am häufigsten für eben jenen Granulatkaffee…!
Unverdrossen wirbt Marktführer Nescafé weiter für sein lösliches Flaggschiff „Gold“ und bringt sogar neue Varianten auf den Markt, jetzt zur Wintersaison „Caramel Latte“, „White Mocca“ und – festhalten! – „Haselnuss Latte“. Im Herbst vergangenen Jahres kam bereits „Azera“ raus, ein löslicher Espresso, den ich die Freude hatte auf einem Promo-Event im Berliner Bikini-Haus auszuprobieren und zu Cocktails zu vermixen.
Mir selbst schmeckt mal ein löslicher, mal ein gefilterter und oft auch Pad- oder Kapselkaffee. Da ich täglich drei bis fünf Tassen Kaffee trinke, freue ich mich über möglichst viel Abwechslung, auch bei den Geschmacksrichtungen. Ich mag gerne mit Aroma bedampfte Bohnen, aber auch bestimmte Sirupe und Kaffeeweißer mit Geschmack. Den besten Kaffee hatte ich vor drei Jahren in Chicago bei Starbucks, ging in die Richtung Latte Macciato mit Pfefferminz und Karamell. Und ja, der war natürlich auch kräftig süß!
Löskaffees vom Marktführer Nescafé

Interessante Löskaffees anderer Hersteller

Übrigens habe ich mich auch mit dem Unterschied zwischen Kakaopulver und Trinkschokolade beschäftigt und über gekühlten, trinkfertigen Kaffee to go, Eiskaffee sowie Kakao to go geschrieben.
Nicht zu unterscheiden stimmt aber nicht. Löslicher Kaffee schmeckt oft deutlich anders. Es sind einfach zwei Produkte die beide ihre Berechtigung haben. Ein griechischer Frappée beispielsweise kann ausschliesslich mit sprühgetrocknetem Kaffee hergestellt werden. Pulvercappuccino war übrigens noch nie „Kaffee mit Kakao“, obwohl es die Variante immer gab, und auch als „Family Cappuccino“ in den großen Dosen beliebt ist. Cappuccino Classic im Tütchen war immer schon ein leicht gesüßter Kaffee mit Milchpulver und Aromen. „Chococcino“ ist allerdings genau das, und den findet man oft an Automaten 😉.