
In diesem Beitrag behandle ich auf einen Schlag gleich drei Geschmacksrichtungen in Süßigkeiten: Marillen, Aprikosen und Pfirsiche. Wobei der ein oder andere vielleicht weiß, dass Marille einfach der österreichische Ausdruck für Aprikose ist. Aber möglicherweise sind Geschmack, Vermarktung und Stellenwert der Frucht in beiden Ländern doch unterschiedlich. Zumindest sind Produkte mit Marille als Zutat oder Aroma in Österreich sehr viel präsenter als bei uns – deshalb stelle ich sie hier getrennt vor.
Marille wird von unseren südlichen Nachbarn sehr gern als Obstbrand (Marillenbrand) und Marmelade konsumiert. Eine der weltweit bekanntesten österreichischen Spezialitäten enthält übrigens Marillenmarmelade: Die Sacher-Torte! Und auch das Gebäck „Linzerstangerl“ aus der gleichnamigen Stadt enthält diese Marmelade zwischen zwei Kekshälften, deren Enden in Schokolade getaucht wurden. Daran angelehnt sind die Linzer Keksi von Manner.
Die Mariellenfrucht wird generell gern in Kombination mit Schokolade eingesetzt, zum Beispiel im Marillentaler (mit Marzipan), den der Hersteller Heindl kurioserweise gleich zweimal produziert: Einmal unter seinem eigenen Namen und dann in Kooperation mit dem Einzelhändler Billa (gehört zu REWE) – um einiges billiger. Allerdings: auch hier steht Heindl auf der Packung! Warum ein Verbraucher überhaupt noch die teurere Originalvariante kaufen soll, ist mir schleierhaft.
Von der Firma Hauswirth gibt es die berühmt-berüchtigten Schokobananen auch mit zusätzlicher Marille-Füllung. Auch die österreichische Schokoladen-Manufaktur „Tiroler Edle“ hat eine Tafel mit Marille im Sortiment. Dabei handelt es sich nicht um eine Frucht aus dem typischen Anbaugebiet, der Wachau in Niederösterreich, sondern um eine Bergmarille aus Tirol. Eine weitere bekannte Spezialität mit der Steinfrucht ist der Marillenknödel, also eine Mehlspeise aus z. B. Topfenteig, in der eine ganze (entsteinte) Marille steckt, die durch den Kochvorgang schön weich wird. Der gekochte Kloß wird dann noch einmal mit gerösteten Semmelbröseln und Staubzucker (Puderzucker) überhäuft. Eine leckere, wenngleich etwas trockene Spezialität. Diese Marillenknödel gibt es fertig tiefgefroren zu kaufen, aber auch in kleinen Stückchen in den Joghurt gerührt, etwas von Ehrmann.
Vorweg: Marille ist mit „Linzer“ verknüpft
Ob Linzer Stangerl oder Linzer Schnitte: Marillenmarmelade ist enthalten. Bei den Stangerl auch noch die Schokolade an beiden Enden. Ausnahme sind die Linzer Keksi von Manner: Hier hat man sich erdreistet, Ribiselkonfitüre (Rote Johannisbeere) mit der Herkunftsbezeichnung „Linzer“ zu verbinden – Frechheit! 🙂
Süßigkeiten mit dem Geschmack von Marillen
Süßigkeiten mit Aprikosengeschmack
Aprikose ist vergleichsweise selten als Geschmacksrichtung in Süßigkeiten zu finden – übrigens auch als „Apricot“ in amerikanischen Sweets. Und wenn, dann häufig in Kombination der ebenfalls orange-gelben Frucht Pfirsich (siehe weiter unten). Umso erfreulicher, dass Haribo seinen Klassiker Primavera-Schaumzuckererdbeeren jetzt in einer Aprikosen-Pfirsich-Variante herausgebracht hat.
Natürlich gibt es in Deutschland auch Aprikosen-Marmelade, aber ich würde meinen, sie ist hier nicht so verbreitet wie das Pendant in Austria. Sodann gibt es von Aprikose natürlich auch edle Tropfen, die in den gleichnamigen Pralinen von Trumpf Aufnahme finden. Und Aprikosen werden gern als getrocknete Stückchen in Müslis, Riegeln oder Nuss-Frucht-Mischungen verarbeitet.
Spannende Aromakombinationen mit Aprikose (Stichwort „Food Pairing„) habe ich bei Marmeladen von Schwartau gefunden. Da gibt es Aprikose mit Zimt(schnecke) und (herbstliche) Aprikose mit Spekulatiusgewürz! Mandel-Aprikose fand ich als Honigverschnitt auf der ANUGA bei einem russischen Honiganbieter.
Eine Variante, der ich noch Wachstumspotential zutraue, ist die Aprikosenblüte. Das klingt doch leicht, zart und frisch! Ich habe sie bisher aber nur in einem Rasierschaum für Damen gefunden, noch nicht als Geschmack in Lebensmitteln. Aber da Drogerieartikel (wie auch Erfrischungsgetränke und Tees) eine echte Vorreiterposition für Aromen einnehmen, könnte da in Zukunft noch häufiger Aprikosenblüte im Süßwarenbereich auf uns zukommen.
Aprikosengeschmack wird in Deutschland übrigens im Herbst „automatisch“ zu Marillengeschmack, weil dieser mit dem Oktoberfest und den entsprechenden alpenländischen Spezialitäten assoziiert wird.
Vorsicht, Pfirsich! (Als Geschmacksrichtung bei Süßigkeiten)
Mit Pfirsich verbindet man bei Süßigkeiten etwas Süßfruchtiges sowie die Farbe Hellorange. Nicht zuletzt die Eisspeise „Pfirsich Melba“ von Auguste Escoffier, für das eine in Flüssigzucker pochierte Pfirsichhälfte auf Vanilleeis drapiert wird.
Kein Wunder also, dass weiße Schokolade gern mit Pfirsich kombiniert wird, so wie bei den Schogetten „Let’s go Tutt Frutti“ (dort noch mit Maracuja) oder beim Aldi-Imitat „Chateau Joylino„, bei der Pfirsich mit Mango verbunden wird.
Pfirsich ist auch eine beliebteste Geschmacksrichtung bei Fruchtgummi (analog zu Apfelringen gibt es Pfirsichringe von Haribo und Trolli), bei Bonbons (z. B. von TicTac, Cavendish & Harvey) und Eistee.
Übrigens habe ich auch schon über die Geschmacksrichtungen Birne Helene, Waldmeister, Bratapfel und Tutti Frutti geschrieben.
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